Schadsoftware unter Linux: Benötige ich einen Virenscanner? - TUXEDO Computers

Uns erreicht gelegentlich die Frage, ob unter Linux Anti-Viren-Software notwendig sei. Da diese Frage im Internet kontrovers diskutiert wird, haben wir die relevanten Fakten für Sie zusammengetragen.

Schadsoftware existiert auf jedem Betriebssystem, sei es Windows, macOS, Linux oder eine der mobilen Plattformen wie Android oder iOS. Mit den verschiedenen Arten von Schadsoftware versuchen Cyberkriminelle, an Daten und Geheimnisse zu gelangen, aus denen sie Kapital schlagen können.

Was ist Schadsoftware?

Unter Schadsoftware versteht man Viren, Trojaner, Würmer, Adware, Spyware, Rootkits, Key-Logger und andere Arten von Malware, die ein System auf verschiedene Arten angreifbar machen. Malware ist ein internationaler Oberbegriff, der auf dem englischen Wort malicious für bösartig basiert. Diese Art von Software fügt einem Betriebssystem im Gegensatz zu fehlerhaft geschriebener Software bewusst Schaden zu. Sie läuft oft getarnt im Hintergrund auf einem Rechner. Die Schadfunktionen umfassen neben der Ausspähung von wichtigen Daten wie Passwörtern oder Zugangsdaten zu Banken auch die Kompromittierung von Sicherheitsfunktionen des Betriebssystems zur Einschleusung weiterer Übeltäter. Ein Artikel der Wikipedia befasst sich ausführlich mit den verschiedenen Typen von Schadsoftware.

Wie kommt Schadsoftware auf den Rechner?

Schadsoftware kommt auf unterschiedlichen Wegen auf den Rechner. Das kann über Sicherheitslücken in installierten Anwendungen oder über bereits mit Schadfunktionen versehene Software geschehen, die Sie aus dem Internet installieren. Sie befinden sich gemeinhin auf der sicheren Seite, wenn Sie Software aus den Archiven der von Ihnen verwendeten Distribution verwenden, da diese signiert und somit nicht trivial manipulierbar ist. Aber auch beim Surfen im Internet kann man sich Schädlinge durch sogenannte Drive-by-Angriffe einfangen. Diese Art der Angriffe findet oft auf Webseiten wie Filesharing-Portalen oder anderen zwielichtigen Seiten statt. Der schlimmste anzunehmende Fall betrifft zwar derzeit überwiegend Rechner in Unternehmen und Institutionen, aber das kann sich schnell ändern: gemeint sind Erpressungen durch Ransomware-Verschlüsselung.

Welche Systeme sind besonders gefährdet?

Wie stark das jeweilige Betriebssystem durch Schadsoftware gefährdet ist, hängt von der Verwundbarkeit des Systems selbst und von dessen Verbreitung ab. Nehmen wir Windows als Beispiel: Ein Marktanteil bei Betriebssystemen von annähernd 30 % sorgt für eine hohe Zahl an Schädlingen, die auf die Plattform abzielen und ein Arbeiten ohne Schutzmaßnahmen nicht ratsam erscheinen lassen. Das Gleiche gilt für Android mit einem Marktanteil von fast 45 %. Die Masse macht diese Systeme lukrativer für Angreifer als etwa Linux mit seinem Marktanteil von wenigen Prozentpunkten. Zudem hat Linux das bessere Sicherheitskonzept und ein restriktiveres Rechtemanagement für Prozesse und User gleichermaßen.

Benötigen Sie mit Linux einen Virenscanner?

Doch auch für Linux werden Schädlinge geschrieben. Auch wenn immer wieder gerne behauptet wird, Virenschutz unter Linux wäre überflüssig, so schadet er jedoch nicht und ist, je nach Verwendung des Rechners, auch im Heimbereich sinnvoll und angeraten. Die Installation eines Virenschutzprogramms ist laut BSI basierend auf dem aktuellen Stand der Bedrohungslage in Bezug auf Schadsoftware für Linux, unter Linux nicht zwingend notwendig.

Da ein Virenscanner aber kaum Ressourcen bindet und die Scans auf eine Zeit gelegt werden können, wo der Rechner nichts zu tun hat, spricht aber auch nichts dagegen. Für den Heimbereich und kleine Unternehmen raten wir zum Virenschutz, wenn der Rechner etwa Zugriff auf Windows-Partitionen hat oder exponiert im Netz hängt. Die bekannteste Software, sich vor Schädlingen unter Linux abzusichern, ist die kostenlose Kommandozeilen-Anwendung ClamAV, die sich mit der grafischen Oberfläche ClamTK kombinieren lässt. Die Kombination installieren Sie über das Paket clamtk entweder über das Ubuntu Software Center oder die entsprechende Anwendung Ihrer Distribution. Im Terminal erledigen Sie das mit dem Befehl

sudo apt update && sudo apt install clamtk

ClamAV selbst wird dabei als Abhängigkeit mitinstalliert. Wünschen Sie nur die Version für die Kommandozeile, installieren Sie das Paket clamav. Nach dem ersten Aufruf von ClamTK sollten Sie in den Einstellungen zumindest versteckte Dateien, die mit einem . beginnen, einschließen und die automatische Aktualisierung der Virensignaturen mit einem Haken versehen.

Im Planer können Sie dann Termine für automatische Scans festlegen. Zudem können Sie Dateien oder Ordner manuell überprüfen lassen. Die GUI von ClamTK ist zwar rudimentär und der Schutz nicht auf der Höhe kommerzieller Produkte, sollte aber für den Hausgebrauch ausreichen. Wird mehr gewünscht, so greifen Sie bitte auf kommerzielle kostenfreie oder kostenpflichtige Anwendungen zurück.